Tschüss Sächsische!#
Seit heute habe ich kein Abo der Sächsischen Zeitung mehr. Das war für mich lange unvorstellbar. Ein Abo einer lokalen Tageszeitung gehörte seit meiner Oberstufen-Zeit zu mir. Angefangen mit der Badischen Zeitung und seit meiner Zeit in Dresden dann auch irgendwann die Sächsische Zeitung. Ich weiß nicht mehr genau, wann seit wann ich ein Abo hatte ca. um 2000, mit Unterbrechungen und dann seit 2008 ohne Unterbrechungen.
Umstellung auf Digital-Abo#
Vor gut einem Jahr hatte ich mein Papier-Abo auf ein reines Digital-Abo umgestellt. Es war nach der Preis-Erhöhung deutlich günstiger (~25 statt 45 € / Monat) und es „muss“ ja in diese Richtung gehen. Die Träger-Zustellung war davor immer mal unzuverlässig, viel auch mal ohne Information eine Woche komplett aus. Als Abonnent wurde man darüber nicht informiert. Da weht immer noch der Staub der 70-Jahre in der Kund*innenorientierung im Vertrieb.
Digital kann man sich durchaus dran gewöhnen. Es ist anders. Es macht Spaß, wenn die App gut ist. Die App der Sächsischen war leider nie gut. Immer mal wieder Anmeldeschwierigkeiten, die „alte“ App wurde jahrelang nicht gepflegt, Zwischenüberschriften funktionierten in der Artikelansicht nicht, Bildunterschriften häufig auch nicht.
Anfang Mai (08.05.2024) veröffentlichte man dann eine komplett neue App. Die Schrift in der Artikelansicht war deutlich besser und auch die Zwischenüberschriften wurden endlich als solche erkannt. Nur die Schriftgröße war für Tabletts und Telefone unbrauchbar und der Schriftgrößen-Regler sprang nach jedem Artikel auf den unbrauchbaren Default-Wert. Für diese Lappalie hat man dann 6 Wochen zum Fixen gebraucht (17.6.2024). Man fragt sich, warum man den Entwicklern nicht mal ein Abo spendiert hat. Nein, mich „Hochdruck“ arbeitet da niemand dran.
Inhaltlich abgebaut#
Dresden ist groß. Die letzten Jahre wurde die lokale Berichterstattung immer weiter eingedampft. So gab es früher regionale Ausgaben („Sächsische Zeitung West“) der Sächsischen mit lokalen Zuständigkeiten. Ja, es hat sich in jede noch so langweilige Ortsbeiratssitzung ein*e Lokalreporter*in reingesetzt und hat oft - aber nicht immer - ein kleines Thema für die Zeitung danach gefunden.
Nachdem diese regionalen Ausgaben eingespart wurden, beschränkt sich die Berichterstattung halt doch sehr auf den Fernsehturm, das Blaue Wunder und manches Thema aus dem Zentrum. Ansonsten natürlich dem Abschreiben von Polizeimeldungen, Pressemitteilungen der Landeshauptstadt Dresden und dem Abdrucken fertiger Berichte irgendwelcher mehr oder weniger unbekannten Vergleichsportale, die z.B. Google-Rezensionen auswerten.
Ach, das passierte alles schon vor dem Verkauf an Madsack und dem angekündigten Abbau von 30 Stellen. Es kann also nicht mehr besser werden aber dafür wurde der Preis im April 2024 - wie immer unangekündigt - um 3 € auf dann 27,90 € / Monat angehoben. Also „irgendwo“ in der Zeitung wird die Preiserhöhung schon gestanden haben. Aber man sieht es bis heute nicht für notwendig an, seine Kund*innen über Email o.ä. über Vertragsänderungen zu informieren.
Kommunalwahl 2024 sehr oberflächlich#
Die geschrumpfte Lokalberichterstattung zeigte sich auch vor der Kommunalwahl 2024. War es früher üblich, die Spitzenkandidat*innen der 10 Stadtrats-Wahlkreise vorzustellen und die Programme zu vergleichen, hat sich die Sächsische hier dieses Mal keine Mühe gemacht. Dass es so ein Format überhaupt gibt, daran wurde ich in den Dresdner Neuesten Nachrichten (DNN) erinnert. Geht also und das war gar nicht uninteressant.
Zurück zum Kiosk, zurück zum Papier#
Ich werde weiter Zeitung lesen. Zum einen hab ich noch ein Abo der taz, die eine hervorragende App hat, bei der selbst auf dem kleinen Smartphone das Lesen Freude macht. Zum anderen haben ich mir vor genommen, jede Woche eine gedruckte Zeitung zu kaufen. Mal DNN, mal SZ, mal.. wir werden sehen.
Auf jeden Fall hab ich dann wieder etwas Papier zu Hause für den Bio-Müll. Das geht mit der App leider auch nicht ;-)